„Hendrik Peusch hat mit 32 Jahren die Fotografie für sich entdeckt. Ganz nebenbei erreichte er höchstes Niveau.“
Von Armin Maus, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, 08.10.2016
„Hendrik Peusch ist Ingenieur. Und er ist Fotograf. Was zuerst kommt, ist schwer zu sagen. Wohl gehört seinem Arbeitgeber VW der größte Teil seiner Zeit, aber die „Bildmalerei“, wie er seine Fotografie nennt, betreibt er mit dem selben Ernst. Der 1966 in Wertheim am Main geborene Gifhorner ist wohl das, was man eine Doppelbegabung nennt. Entdeckt hat er sie erst mit 32 Jahren. Seither widmet er seine freien Minuten der Arbeit mit der Kamera – in seinem Studio, bei seinen Reportagereisen, bei Workshops mit lernbegierigen Fotoamateuren und immer wieder auch Ausstellungen.
Peusch hat sich den Umgang mit der Technik des Fotografierens im Wesentlichen selbst beigebracht. Seine Lehrer waren die Großen dieser Zunft. Fotoband für Fotoband hat er sich durch ihre Werke gearbeitet, „meterweise“, wie er sagt. Als wir uns im vergangenen Jahr bei der Eröffnung seiner Ausstellung im Vechelder Rathaus kennenlernten, strahlte er Begeisterung aus – und sympathisches Sendungsbewusstsein.
Der wesentliche Unterschied zwischen einem, der fotografiert, und einem Fotografen ist ja der Wille, etwas auszudrücken, seiner Sicht auf die Welt eine gültige Form zu geben.
Peuschs Leidenschaft hat sich stilistisch sehr unterschiedliche Wege gebahnt. Seine Porträts sind Glanzstücke der kommunikativen Fotografie – sie fangen das innere Leuchten der Menschen ein, mit denen er sich über die Kameralinse verständigt. Er kann aber auch „journalistisch“ fotografieren, hat das Auge und die Schnelligkeit, mit deren Hilfe herausragende Fotoreporter einen flüchtigen Moment festhalten und uns damit die Chance zum tieferen Verstehen geben. Und – da taucht dann wohl der Ingenieur im Fotostudio auf – Peusch versteht sich auf Fotografie, die Realität einfängt, die das menschliche Auge nicht zu erfassen vermag. Man könnte sagen, er erschließe dem Betrachter die Ästhetik der Vergänglichkeit. Den Moment, in dem der Wolfram-Glühfaden einer Glühbirne in einem feinen grauen Rauchschleier sein Leben aushaucht, kann wohl nur ein Fotograf einfangen, der so tiefes Technikverständnis hat wie dieser Diplomingenieur für Elektrotechnik/ Nachrichtentechnik. Wie im Versuchslabor führt auch in Peuschs Fotostudio erst akribische Vorbereitung zum Erfolg.
„Ich arbeite gerne bei Volkswagen“, sagt er. Aber er achtet darauf, dass ihm Zeit für die Fotografie bleibt. Die Bildmalerei versteht Peusch als soziale Kunst. Im März kam er von einer weiteren Reise im Rahmen der Aktion „Go4school“ aus Afrika zurück. Peusch muss mit der Fotografie nicht seinen Unterhalt verdienen. So wird der Hauptberuf zum Ermöglicher sozialen Engagements und zum Garanten künstlerischer Freiheit. Wenn Beuys recht hat, ist jeder Mensch ein Künstler. Peuschs Beispiel zeigt, dass es sich lohnt, den Versuch zu wagen.
Der Internetblog peusch-fotografie.de zeigt zahlreiche weitere Arbeiten Hendrik Peuschs und informiert über seine Projekte.“
Maus, Armin
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