Making-of: Color Splash – Farb-Shooting
Die Geheimnisse der Color-Splash – Fotografie – Making-of
Inspiriert durch zahlreiche Videos auf YOUTUBE, nach mehreren Monaten Recherche zu Technik – Tipps – und Tricks und nach langer Suche nach einem geeigneten Modell haben WIR im Team gemeinsam das Color Splash – Farb-Shooting am Tag der Deutschen Einheit 2016 in die Praxis umsetzten können! Wie das Projekt realisiert wurde und welche Tipps und Tricks es beim Farb-Shooting gibt, werde ich im folgenden BLOG-Artikel aufzeigen.
Das Team bestand aus dem bezauberndes Model Elisabeth G. (Elli), ihren beiden Freundinnen und Assistentinnen Annika Mayer und Sabrina Borchardt – die Elli mit Farben „eingekleidet” haben – und mir als LichtMaler. Auch wenn ich mich wiederhole … nochmal ein ganz dickes DANKE an Euch Elli, Annika & Sabrina für das tolle Shooting, die beeindruckenden Ergebnisse und den Spaß, den wir miteinander hatten!
Flüssigkeiten sind ein sehr spannendes Medium in der Objekt- und People-Fotografie. Das optimale Einfangen der “Spritzer und Tropfen” von Flüssigkeiten stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Je nach dem welcher Zustand der Flüssigkeiten festgehalten und dargestellt werden soll, müssen verschiedene physikalische Gegebenheiten berücksichtigt werden. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, die Tropfen “einzufrieren”, so dass die Bewegung nicht mehr sichtbar ist, also keine „Spuren” von z.B. Tropfen zu sehen sind. Auf der anderen Seite kann genau die Sichtbarkeit einer Bewegung (“Bewegungsunschärfe”) gewünscht sein um die Dynamik sichtbar zu machen.
TIP: Nicht eine kurze Verschlusszeit sorgt für das Einfrieren von Tropfen, sondern eine kurze Abbrennzeit der verwendeten Blitzgeräte! Erst wenn die Abbrennzeit ca. kleiner 1/4000s beträgt, wird dieser Effekt befriedigend erzielt. Möglich ist dieses mit sogenannten Systemblitzen oder sehr hochwertigen Studioblitzköpfen. Zu beachten ist, dass sich bei Verwendung von Systemblitzen mit kurzer Abbrennzeit, die Lichtleistung erheblich reduziert. Eine Unterbelichtung der Objekte kann dadurch die Folge sein.
Aber auch die Konsistenz des verwendeten Mediums hat Auswirkungen auf das Bildergebnis. So kann z.B. das Fotografieren von Rotweinspritzern zur Folge haben, dass die Farbe des Weins nicht mehr dem entspricht, was das Auge im Normalfall wahrnimmt und erwartet. Das Ergebnis ist (fast) immer eine blasse wässrige Lösung mit der Tendenz zu „Rosa“ oder hellrot bis violett, die eher durchsichtig erscheint. Schuld, wenn man davon sprechen mag, ist der Blitz. Der Lichtblitz sorgt für eine starke Be- und Durchleuchtung der Flüssigkeit und damit zu einer „Aufhellung” der verwendeten Flüssigkeit, so dass der schöne Rotwein-Effekt oft nicht befriedigend eigefangen werden kann. Die Lösung ist z.B. statt reinem Rotwein, eine Mischung aus Rotwein, und Himbeersirup zu nehmen. Das Ergebnis ist damit deutlich befriedigender. Entsprechendes gilt natürlich auch für Weißwein! Hier nimmt man z.B. farbintensives (nicht wässriges) Olivenöl/ Speiseöl.
Making-of
Nach dem kleine Ausflug nun aber wieder zurück zu unserem Color Splash – Farbe-Shooting mit dem Model Elisabeth G.
Um den Punkt „Konsistenz der Flüssigkeit“ aus der Einleitung aufzugreifen, muss man bei der hier verwendeten Flüssigkeit = Fingerfarbe (dermatologisch geprüfte, hochwertiges Produkt) das Mischungsverhältnis beachten. Nach einigem Ausprobieren hat sich das Mischungsverhältnis von 1:3 (Farbe:Wasser) als ideal herausgestellt. Damit wird die Flüssigkeit „wurfgeeignet” und behält eine Konsistenz, die nicht zu wässrig ist und deren Farbe sehr gut zur Geltung kommt. Für die Farbwiedergabe ist es besonders wichtig, hochwertige Farb-Produkte zu verwenden!
Als Blitz habe ich zwei Blitzköpfe EH Pro Mini 1200 P Speed mit dem HENSEL PORTY – System verwendet. Laut Herstellerangabe ist das Minimum an Abbrennzeit <1/5000s bei einer Energie von 300Ws (300J) und der Leistungswert 8.0 im Kanal B erreichbar. Kanal B wurde dazu verwendet, das hoch-frontale Hauptlicht mit einem Beauty-Dish Lichtformer (silber) zu realisieren. Für den silbernen Beauty-Dish habe ich mich entschieden, da dieser ca. 1,5 Blenden mehr Licht bei gleicher Leistung auf das Model projiziert/ abgibt und somit mehr Lichtmenge zur Verfügung steht, als bei einem weiß beschichteten Beauty-Dish. Porty-Kanal A wurde mit 600Ws (600J) als Backlight mit Beauty-Dish (weiß) verwendet. Das Licht-Setting habe ich mit Hilfe eines Belichtungsmessers überprüft.
Die Kameraeinstellung bei der verwendeten CANON EOS 1Dx (Vollformat) war: Blende 10, Belichtungszeit 1/160s, ISO200 (da für die kurze Abbrennzeit nicht unbegrenzt Energie zur Verfügung stand). Als Objektiv kam das CANON EF 70-200 2.8 L (bei 120mm) zum Einsatz. Als Kamerastativ habe ich das Studio-Stativ von Manfrotto-Triaut 58B Stativ und den Stativkopf Manfrotto Pro Digital Getriebe- Neiger 405 verwendet.
Die Übertragung der RAW-Bilddaten wurde mit Hilfe eines speziellen Tethering-Kabels über ein Macbook Pro in Adobe Lightroom CC übertragen. Auf einem bereitgestellten externen Monitor hatte das Model die Möglichkeit die Ergebnisse direkt nach dem Shoot zu sehen und zu beurteilen sowie sich u.a. selbstständig zu korrigieren.
Nach dem die Fotos im „Kasten“ waren, wurden die RAW-Fotografien dem Post-Processing unterzogen: Adobe Lightroom CC für die RAW-Grundentwicklung sowie kleinen Retuschen, Adobe Photoshop CC für Beauty-Retusche und Bildmontagen (unterschiedliche Spritzer aus verschiedenen „Farbwürfen”).
(kleiner, kurzer Ausflug) Color-Management:
Damit in den finalen Fotografien die Farben (z.B. der Flüssigkeiten) denen der real verwendeten Farbe 1:1 entsprechen ist ein „echtes” Farbmanagement unabdingbar.
Würden Sie nach der Lieferung eines, über einen „analogen” Katalog eines Versandhauses bestellten satt roten Pullovers akzeptieren, wenn dieser leicht rosa oder violett wäre?
„WYSIWIG – What You See is What You Get“, dieses Ziel wollen wir erreichen. Da die Kamera, egal welches Modell und welche Preisklasse, nicht weiss welche Farbe sie genau sieht, ist auch für diese ein aktives Farbmanagement notwendig. ROT ist nicht gleich ROT!
Die Lösung kann wie folgt aussehen: Je Lichteinstellung muss einmal eine kalibrierte Farbtafel mit fotografiert werden. Ich verwende dazu den ColourChecker Passport der Firma X-Rite. Im Nachgang wird dieses Foto mit der Farbtafel mit dem X-Rite Plugin in Lightroom ausgelesen und ein ICC-Profil erstellt, welches dann in Lightroom unter Kamerakalibierung ausgewählt wird. Dabei werden die Farben der Farbtafel mit den kalibrierten Farben, die der der Profilierungs-Software ja bekannt sind, verglichen und daraus eine Korrekturtabelle in Form eines ICC-Profils („Übersetzungsprofil”) erstellt. Damit ist sichergestellt, dass die Farben in der Fotografie der des Originals entsprechen.
Natürlich werden meine Monitore regelmäßig sowie mein Drucker mit der X-Rite Colour-Monkey kalibriert/ profiliert. Es soll aber Fotografen geben (auch Profis), die keine Kalibrierung ihres Equipments vornehmen:)
Die Location
Das Shooting fand in meinem Fotostudio statt. Zunächst musste das Studio für die Arbeit mit den Flüssigkeiten gut präpariert werden. Nachdem die Blitzanalge, die TETENAL Hintergrundkartons „super white“ und „black”, der California Sunbounce Reflektor zur Aufhellung der Kinn-Partie der Models sowie ein Wasserbecken 3mx3m (Plane mit 5cm aufblasbarem Rand) und ein Maurerkübel positioniert wurden, installierte ich noch an allen Seiten Plastikfolie als Spritzschutz. Der Maurerkübel diente zum Auffangen der Farbe, die am Model nach unten laufen würde und in diesem aufgefangen werden konnte.
Die Ausführung
Nach dem Eintreffen des Models mit den Assistentinnen ging es gleich an die Arbeit. Während sich Elli in einem, dafür vorgesehenen, separaten Raum umzog und zurechtmachte, konnten die Assistentinnen die Farbe-Wurftechniken üben und einstudieren, zunächst mit Wasser und im Freien. Alles klappte tadellos, so dass wir zügig zur Tat schreiten konnten. Erstes Set mit der Farbe ROT! Nach dem Finden der geeigneten Pose für das Model Elli begann das Farbspektakel.
EINS-ZWEI-DREI und Farbwurf/ Schuss – Kameraauslösung (zum richtigen Zeitpunkt!). Mit alle Fotos des ersten SETs im Kasten, ging es für das Model Elli ab unter die Dusche (zum Säubern und Aufwärmen) und zum erneuten Stylen. In der Zwischenzeit wurde die nächste Farbe (Blau) zum Wurf präpariert.
TIP: Eine Variation ist es, vor dem ersten Farbwurf etwas Farbe direkt auf den Körper zu „schütten“/ verteilen (Einkleiden des Models)
TIP: Um das Model nicht unnötig mit der kalten Flüssigkeit/ Farbe zu „quälen“ ist es sinnvoll, zwischen den Würfen nicht viel Zeit verstreichen zu lassen und zügig den nächsten Farbwurf auszuführen (VORSICHT UNTERKÜHLUNGSGEFAHR).
Zeitbedarf/ Zeitmanagement
Noch einen Satz zum Zeitbedarf für solch ein gut vorbereitetes, aufwendiges Shooting: Der Zeitbedarf für die Umsetzung der 4 Sets lag bei 6h zzgl. 3h für Auf- und Abbau sowie 2h für die Reinigung des Studios veranschlagt werden, zzgl. Post-Processing (x Stunden)
Zum Schluss ist noch erwähnenswert, das beim Arbeiten mit Flüssigkeiten zu bedenken ist, dass umfangreiche Reinigungsarbeiten im Studio und am Equipment durchgeführt werden müssen, was die Freude am Ergebnis nicht wirklich nachhaltig schmälert.
Und hier geht es zu den Sets RED, BLUE, PINK & BLACK:
Sollen noch Fragen offen sein, können diese während eines Workshops „Color Splash – Farb-Shooting” bei mir gerne geklärt werden. Ich freue mich auf Sie/ Euch!
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit” – Karl Valentin
Thank you for your reading. Join the conversation by posting a comment.